Das Leben als Mönch
Die Allgemeine Bezeichnung für eine Mönch ist Phra, dies bedeutet = ehrwürdig, gesegnet, fromm. Zunächst kommt Titel Phra und dann der Name des Mönch. Es gibt aber auch unterschiedliche respektvolle Bezeichnungen für einen Mönch, die davon anhängig gemacht werden, wann jemand in einem Mönchsorden eingetreten war, wie alt ein Mönch ist und wie lange jemand Mönch ist. Am respektvollsten werden die älteren Mönche begrüßt, die schon viele Jahre oder ihr ganzes Leben Mönch sind.
- Einen jungen Mönche bezeichnet man als LUANG PHI - หลวงพ
- Ein Mönch mittleren Alters bezeichnet man als LUANG PHO - หลวงพ่อ
- Ein älterer und berühmter Mönch bezeichnet man mit LUANG PU - หลวงปู
Ein Mönch, der erst im späten Alter Mönch wurde, bezeichnet man als LUANG TA -หลวงตา ; dies ist aber weniger respektvoll als Luang Pho ist
Ein Mann, der für 10 Jahre Mönch wird, nennt man LUANG THERA - หลวงเถระ
Mönchsordination, Hua Hin
Werner Dackweiler
Nach der Ordination - das Leben als Mönch
Nach der Ordination ist ein junger Mann jetzt Mönch geworden und muss sich nun anderen Regeln unterwerfen. Er muss insbesondere eine innere Ruhe finden und lernen unterwürfig sein zu können. Bescheidenheit und Zurückhaltung sind die zu erlernenden Tugenden. Nach der Ordination kann der junge Mönch auf Wunsch im Wat bleiben, in dem er ordiniert wurde, oder er hat auch die Möglichkeit, in einem anderen Wat aufgenommen zu werden. Gewöhnlich bleiben die Mönche, die längere Zeit in einem Wat verbleiben möchten, in der Nähe ihres Wohnortes oder Geburtsstätte. Den meisten ist der Wat am Wohnort auch vertrauter. Mancher der jungen Männer war schon in seiner Kindheit für kurze Zeit Novize. Als Mönch hat er nicht nur die Ordensregeln und die buddhistischen Regeln zu erlernen, sondern muss vorwiegend Verdienste erwerben. In den ersten Tagen muss sich der junge Mönch erst einmal in seiner vertrauten und doch neuen Umgebung einrichten. Dabei helfen ihm natürlich die älteren Mönche, wobei mit älteren Mönche diejenigen gemeint sind, die beschlossen haben für immer im Wat zu leben, und nicht, dass es sich nur um alte Mönche handelt.
Das Haarescheren vor der Ordination, Phuket
Foto: Copyright www.mike-thai.com
Die angehenden Novinzen treten vor die Mönchsgemeinschaft und den Abt, Phuket
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Spätestens am zweiten Tag, nach der Ordination, muss ein Mönch ausziehen, um Almosen zu empfangen. Es ist seine Pflicht, dies zu tun. Die Thailänder bezeichnen diese Tätigkeit als Prot Sat, wörtlich übersetzt: "Barmherzigkeit den Kreaturen erweisen". Die Gläubigen (Kreaturen) haben durch die Abgabe von Essen und Geschenken die Möglichkeit, Verdienst zu erwerben. Der Mönch nimmt die Rolle eines Priesters an, der durch die Annahme der Almosen diesen verdienst ermöglichst. So muss der Spender bei dem Mönch seinen Dank mit einem Wai aussprechen, dass er seine Gaben annimmt und nicht umgekehrt muss sich der Mönch bedanken. So erhalten die Mönche den grössten Teil ihres Essens nur durch diese Almosen, den sie dann gemeinsam im Wat gemeinsam verspeisen.
" Almosenschalen " der Mönche, Phitsanulok
Werner Dackweiler 2012
Der Tag eines Mönch
Der Tagesablauf eines Mönches ist von vier Dingen bestimmt: Almosen sammeln, Meditation, Gebete und Studium der buddhistischen Schriften.
Die Mönche stehen in der Regel bereits gegen vier Uhr morgens auf. Geweckt wird die Mönchsgemeinde durch das regelmässige Anschlagen einer Glocke im Wat. Durch das Glockengeräusch werden nicht nur die Mönche geweckt, sondern auch die umliegenden Bewohner. Die Gläubigen haben dann etwa drei Stunden Zeit, bevor die Mönche an bestimmten Stellen stehen werden, um die Speisen zu empfangen. Der Reis, die Hauptspeise, muss dabei immer frisch gekocht sein, damit man Verdienste erwirbt. Dabei werden meistens bessere Speisen gespendet als man selber isst.
Nach dem Aufstehen erfolgt die Morgentoilette und das Waschen am Kanal oder im Waschraum. Danach sieht man die Mönche innerhalb des Wat-Breiches. Sie tragen ihre Roben so, dass ihre rechte Schulter frei bleibt. Wenn sie den Wat verlassen, sind die Schultern immer bedeckt. Nun erfolgt das Studieren der Tripitakka, den heiligen Schriften des Theravada-Buddhismus und das Lesen und Erlernen der Lehrreden Buddhas, den Sutras. Diese Übungen dienen auch dazu, die buddhistischen Texte auswendig zu lernen. Das Rezitieren solcher Texte erfolgt meistens gemeinsam.
Foto: Trevaprapas
Anschliessend erfolgt der Weg der morgentlichen Almosensammlung. Auf dem Land gehen die Mönche hintereinander zu einem bestimmten Platz, wobei der rangshöchste Mönch vorne geht und der jüngst ordinierte Mönch ganz hinten. Die Mönche, deren Wat am Kanal nur schwer zu erreichen ist, kommen mit einem Boot, meistens mit zwei Mönchen besetzt, zu den am Kanal liegenden Häusern. In einer Metropole wie Bangkok ist dies kaum möglich, so dass die Mönche sich trennen, und einzeln losgehen, um Almosen einzusammeln, und sich dann wieder vereinen, um gemeinsam zum Wat zurückzukehren. Mönche, die z.B. wegen Krankheit nicht mitgehen können, lassen sich meist durch einen Tempeljungen vertreten.
Die Spender dürfen, als Zeichen des Respekts, bei der Übergabe der Spenden keine Fussbekleidung tragen. Gemäss den buddhistischen Regeln darf ein Mönch keine Speisen oder andere gaben nehmen, wenn sie nicht von jemanden überreicht oder angeboten werden. Wer, im seltensten Falle, sich gegen die Regeln benimmt und keinen Respekt zeigt, dem kann durchaus sie Annahme seiner Spende verweigert werden. Mit einem Wai bedankt sich der Spender beim Mönch. Der Spender sollte auch nicht den Kopf eines Mönches überragen, sondern möglichst sich bei ihm mit einem Wai tiefer verbeugen. Dies ist eine Geste der Achtung. Für einen Thai ist der Kopf mit seiner Persönlichkeit identisch und damit tabu.
Wer seinen Kopf berührt, so der Glaube, schwächt sein Glück und seine Gesundheit. Zudem kann es eine Beleidigung sein; ausser in der Verwandtschaft oder engen Freundeskreis. Frauen dürfen den Mönch nicht berühren. Reis kann mit einem Löffel noch einfach im Almosengefäß der Mönche gegeben werden, ohne dieses zu berühren, aber andere Gaben dürfen sie nicht direkt übergeben, sondern legen diese auf ein Tuch, was entweder ihnen der Mönch bereitlegt oder haben die Gaben selber auf ein Tuch oder Tablett gelegt, wo es der Mönch entnehmen kann. Für einen Mönch stellt es eine Sünde dar, während seines Zölibats willentlich oder unwillentlich den Körper einer Frau zu berühren. Und dieses Verbot erstreckt sich auch auf Frauen. Nach der morgentlichen Rückkehr zum Wat nehmen die Mönche gemeinsam das Essen ein.
Bis zur Mittagszeit können viele Aufgaben wahrgenommen werden. Sei es das Auswendig lernen buddhistischer Schriften, der Empfang von Gläubigen oder Unterweisungen von älteren Mönchen. Die Nachmittage dienen der Selbstfindung und einem zeitlichen Freiraum. Dabei vermeiden die Gläubigen meistens, einen Mönch ohne vorherige Absprache zu besuchen. Einige Mönche schlafen aber auch, andere studieren weiter die buddhistischen Schriften, einige meditieren oder erledigen Aufgaben, die zum Erhalt des Wats notwendig sind. Gegen Mittag nehme dann die Mönche ihre zweite Mahlzeit ein, welche auch die letzte Mahlzeit des Tages ist. Um etwa 16.00 Uhr ist dann das letzte Abendgebet.
Nach drei Monaten (oder längerer Zeit) verlassen die meisten Mönche das Kloster wieder. Diejenigen, die einige Jahre im Kloster gelebt haben und zudem vielleicht eine Art Berufsausbildung machen konnten, haben es auf dem Land leichter, für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Die meisten jedoch versuchen eine weiterführende Schule aufzusuchen oder sogar zu studieren, und wer sich solch eine Ausbildung nicht leisten kann, versucht sich als Landarbeiter.
Votivtafel, Ayutthaya-Periode
Die Tempeljungen
Im Thai werden die Tempeljungen als auch dek wat bezeichnet. Der dek wat ist im Grunde ein Knabe von mindestens acht oder neun Jahren, der dem Mönch Arbeiten abnimmt. Als Gegenleistung bekommt er Religionsunterricht und wird im Lesen und Schreiben unterwiesen. Da sich viele Eltern in den ärmeren Regionen trotz Schulpflicht eine Schule kaum leisten können, werden viele Tempeljungen in den Klöstern aufgenommen. Der Mönchslehrer übernimmt dabei die Rolle des Lehrers und des Erziehers. Deshalb nennen die Tempeljungen ihren Mönchslehrer auch Luang Pho oder Luang Pu, was ehrwürdiger Vater oder ehrwürdiger Grossvater bedeutet.
Tempeljungen
Tevaprapas Makklay
Bevor jedoch der Tempeljunge Schüler werden kann, muss er sich einer kurzen Zeremonie unterwerfen. Er muss vorher Buddha und dem Mönch huldigen, um als Schüler aufgenommen zu werden. Danach übergibt der Tempeljunge dem Mönchslehrer ein Tablett mit einer Kerze, einem Räucherstäbchen und Blumen. Der Mönch nimmt es entgegen und stellt das Tablett auf den Altar. Nun ist der Tempeljunge als Schüler angenommen. Dieses Ritual findet nur an einem Donnerstag statt, dem "Tag des Lehrers"; Wan Khru. Auch in Schulen und Universitäten gibt es einen Wan Khru. Dieser findet am ersten Donnerstag des ersten Semesters im Jahr statt.
Der Tempeljunge hat die Möglichkeit im Wat zu wohnen, oder, wenn seine Eltern oder Verwandten nicht so weit wohnen. Jeden Abend zu einer Familie zu gehen. Den Tempeljungen wird, wegen ihres geringen Alters, viele Freiheiten gelassen. Die Aufgaben eines Tempeljungen sind zum Beispiel die Wohnungen fegen, das Geschirr zu spülen, das Essen vorzubereiten oder auch, sofern vorhanden, den Garten zu pflegen. Die Tempeljungen dürfen erst dann essen, wenn die Mönche mit ihrem Essen fertig sind; wobei auch hier oft ein Auge zugedrückt wird. Sie leben meistens nur wenige Wochen oder Monate im Wat, und können somit auch nur wenig lernen.
Tevaprapas Makklay
Im Wandel der Zeit
Im Wandel der Zeit ändert sich auch das Leben der Mönche. Neben den acht ursprünglichen Requisiten eines Mönches: die Almosenschale, den herkömmliche Rock, das Übergewand, das Schultertuch, den Gürtel, das Rasiermesser, die Nadel und den Wasserfilter, hat man auch zugelassen, das man Toilettenartikel wie moderne Rasierklingen, aber auch Bücher, Brillen und Sandalen haben darf. Im modernen Kommunikationszeitalter ist der Gebrauch von Handy, Computer und Internetanschluss ganz normal. Viele Wats pflegen ihre eigene Internetseite und werben für ihren Wat und die buddhistische Lehre.
Mönchstum in der Gesellschaft & Wandel
Thais, die mehr auf Drängen der Familie Mönch werden, oder deshalb Mönch werden, um einem Scheidungsverfahren zu oder ähnlichen Gründen zu entgehen, als aus Überzeugung, wandeln das Bild des Mönchstums schon seid Generationen, und nicht erst seid jüngster Zeit. Durchaus sieht man auch rauchende Mönche oder Mönche mit einem MP3-Player im Ohr. Die meisten Mönche und Klöster unterstützen mit den Spendengeldern auch viele verschiedene soziale Projekte, jedoch gibt es auch immer wieder vereinzelte Vorkommnisse, die auch in der thailändischen Gesellschaft nicht mehr toleriert, sondern öffentlich kritisiert werden. Bei solchen negativen Vorfällen verstoßen Mönche elementare Mönchsregeln, wie u.a. Wahrsagerei, Völlerei, keine sexuelle Enthaltsamkeit, Lotterieverkauf, Alkoholgenuss oder sogar Veruntreuung von Spendengeldern. In der Regel müssen solche Mönche ihre Mönchsrobe ablegen. Auch manche unnötige Prunkbauten und Anschaffungen werden nicht von jedem Gläubigen toleriert. Die Zunahme von Verkaufsständen mit religiösen Artikeln wird jedoch weiterhin toleriert, wobei ja keiner gezwingen wird, etwas zu kaufen
Von der Sozialordnung her, stehen die Mönche zwar an oberster Stelle, jedoch wird das Ansehen von Mönchen oder eines Mönch von vielen Thais eher schon differenzierter gesehen. In erster Linie wird das Amt und das Ansehen eines Mönchs respektiert und verehrt, nicht aber unbedingt immer auch der Träger der Mönchsrobe. Mönche aber, die einen guten Lebenswandel führen und guten Ruf haben, und vielleicht sogar über besondere Fähigkeiten verfügen, besitzen ein hohes bis sehr hohes Ansehen bei den gläubigen Buddhisten. Dies erklärt auch, warum solche Klöster häufiger besucht werden, wo solch ein angesehener Mönch ansässig ist oder verstarb. In der Regel bezeichnet man solch einen berühmten Mönch als Luang Pu, aber auch mancher Luang Pho wird hoch verehrt.
Amulette, Armbänder, Bildnisse und Medaillen
Amulette und Armbänder, die von einem Luang Pu oder Luang Pho geweiht werden, sollen über besondere positive Eigenschaften für den Träger oder die Trägerin verfügen, und werden deshalb gerne gekauft, getragen oder an einem Buddha-Altar gehängt. Auch Bildnisse und Medaillen von einem berühmten Luang Pu oder Luang Pho, sowie Bildnisse von ihnen oder dem Klöster, wo solch ein Mönch ansässig ist oder war oder verstarb, werden ebenso gerne gekauft und verehrt. In vielen solcher bekannten Klöstern sieht man deshalb Stände mit Amuletten, Armbändern, Bildern und Medaillen, deren Erlös dem Kloster (Wat) zugute kommt.
Bekant ist auch Sai Sin, die heilige/gesegnete weiße Schnur, die für verschiedene buddhistische Zeremonien verwendet wird und praktisch die geistige Verbindung der anwenden Mönchen mit der Schnur symbolisiert. Nach solch einer Zeremonie ist die Schnur spirituell aufgeladen. Kann man u.a. beobachten bei Haus- oder Geschäftseinweihung, Hochzeit, Tempeleinweihung. Solch eine von Mönchen gesegnete Schnur wird oft nach der Zeremonie zerschnitten und wird dann als Glücksschnur/Glücksarmband von einem Mönch um das Handgelenk gewickelt. Aber auch zu anderen Anlässen bringen Mönche solche Sai Sin-Armbänder mit, die es auch in farbigen Ausführungen gibt. Dabei wird solch ein Armband persönlich von einem Mönch, mit einem Segnungsspruch versehen, ans Handgelenk angebracht, ohne das der Mönch eine Spende erwartet. Dem Träger soll es im allgemeinen Glück/Schutz (auch Schutz vor bösen Geistern) bringen, und man soll es solange tragen, bis es von selber abfällt. Die möglichen Auslegungen sind vielschichtig. Der mögliche Betrug mit Glücksbändern kann übrigens nie ausgeschlossen werden, wenn behauptet wird, das ein berühmter Mönch das Armband persönlich gesegnet/geweiht wurde. Dazu gehören die sogeannten 9 Tage-und-9-Nächte geweihten Glücksarmbänder, die zu Tausenden angeboten werden. Bei solchen Massenproduktionen gibt es natürlich auch Schwarze Schafe.
Buddhistische Amulette
Werner Dackweiler
Copyright: Wilfried Stevens, Düsseldorf
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