" Die Siamesen nennen die Frucht des Arekabaums "Plou". Wenn man sie mit einem Messer in vier Teile geteilt hat, so nimmt man jedesmal ein Viertel davon, und kaut es mit einem den Epheu ähnlichen Blatt, welches die Europäer "Betel", die Siamesen aber "Mak" nennen. Man rollt es zusammen, um es leichter in den Mund zu bringen, und legt zu einem jeden ein wenig rotfarbigen Muschelkalk. Deswegen tragen die Indianer beständig diese Art von Kalk in einem ganz kleinen porcellainen Büchschen bei sich, denn sie nehmen so wenig davon zu einem jeden Blatt, dass sie des Tags nicht viel brauchen, ob sie gleich unaufhörlich Areka und Betel geniessen. ... Wie aber der Arekabetel den Speichel rot färbt, so lässt er auch an den Lippen und an den Zähnen eine rötliche Farbe zurück. An den Lippen vergeht sie wieder; aber an den Zähnen verdunkelt sie sich nach und nach bis zu einer schwarzen Farbe, so dass Leute, welche reinlich an sich sein wollen, ihre Zähne gleich schwarz färben, weil sonst der Rückstand, den der Arekabetel auf den weissen Zähnen zurück lässt, durch diese widrige Farbenmischung einen unangenehmen Anblick macht, den man unter dem gemeinen Volke bemerkt."
Aus: Beschreibung des Königreichs Siam / von Herrn de la Loubere, ausserordentlichen französischen Gesandten bey dem Könige von Siam. Aus dem Französischen übersetzt. Mit Kupfern und Chartenverfasser La Loubère, Simon de Verl. / Druck.Grattenauer, Ernst Christoph. - Nürnberg Erschienen
Nürnberg : Grattenauer, 1800
Betelpalme - Areca catechu -
Die Planze
Die ursprünglich von den Inseln des malaiischen Archipels stammende Betelnusspalme, lateinischer Name Areca catechu, ist eine in ganz Süd-, Südostasien, Ostafrika und in der Karibik verbreitete Fiederpalme, die bis zu 25 m hoch werden kann. Sie wird auch Arekapalme oder Catechupalme genannt. Ihre Steinfrüchte (keine Nüsse, sondern Beeren), bis zu 200 ovale, hühnereigroße Samen pro Pflanze, die Betel- oder Arekanüsse, werden insbesondere in noch grünem, rohem Zustand genutzt. Reif sind die Früchte orangefarben oder rot.
Eine fasrige Fruchtwand umschließt den harten, zimtbraunen, netzartig gemaserten Kern von ca. 3-10 g Gewicht.
Als alte Kulturpflanze hat man in Thailand Überreste von Betelnussbissen gefunden, deren Alter auf ca. 7500 Jahre datiert werden.
Schon Marco Polo hat die Zubereitung und Einnahme von Betel beschrieben.
Wildbestände der Betelpalme existieren heute nicht mehr.
Kultivierten Anbau gibt es eher selten, da die Betelnüsse hauptsächlich von Einheimischen verwendet werden.
Traditionell wurden in Thailand Betelnüsse als Zeichen der Gastfreundschaft angeboten.
Es wird angenommen, dass es weltweit etwa 600 Millionen Betelkonsumenten gibt.
In Indien wird die Betelnuss vor allem zum Austreiben von Bandwürmern verabreicht. Früher war die Betelnuss auch in Europa ein beliebtes Wurmmittel, insbesondere in der Tiermedizin. Volksmedizinisch wird die Betelnuss auch bei Problemen der Verdauungsorgane verwendet. In den beiden traditionellen Medizinsystemen Indiens und angrenzender Gebiete, Ayurveda und Unani, wird die Nuss vielseitig verwendet. Sie kommt bei Verdauungsstörungen und Nervenleiden zur Anwendung. Ähnlich werden Betelnüsse auch in der traditionellen chinesischen Medizin und in Kambodscha eingesetzt. Die malaiischen Zauberer und Giftmörder benutzen eine Mischung aus Betelnuss und Opium, um ihre Opfer zu vergiften und auszurauben. In Persien wurden Arekanüsse, mit Zucker und Koriander vermischt, zur Einleitung der Geburt gegeben.
Betelbox Nordthailand Werner Dackweiler
Inhaltsstoffe
Die Samen enthalten verschiedene Alkaloide (0,3 – 06 %) von recht einfacher chemischer Struktur. Daneben eine Reihe von Gerbstoffen, Guvacin, Gallsäure, Harz und Mineralstoffen, weiterhin Kohlenhydrate und Fette.
Wenn Betelnüsse mit gelöschtem Kalk gekaut werden, wird das Alkaloid in Arecaidin umgewandelt, das eine rote Farbe hat
Betelnussverkäufer
Betelnusskauende Frauen in Yasothon, 1890
Wirkung
Das Hauptalkaloid Arecolin wie auch das Guvacin wirken stimulierend, antriebssteigernd und erregend über das Zentralnervensystem. Sie regen einen starken Speichelfluss an und können aber auch die Herztätigkeit verlangsamen.
8 bis 10 g der Samen können tödlich sein. Dabei tritt der Tod durch Herz- oder Atemlähmung ein. Die Betelnuss steht außerdem im Verdacht krebserregend zu sein.
Die Wirkung besteht für den Betelkauer darin, dass er sich in einen Zustand des Wohlbefindens und der Gelassenheit, der wohldosierten Euphorie und des leichten Angeregtseins versetzt fühlt, dass er eine Erhöhung seiner körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit empfindet. Die Betelnuss stillt den Hunger und vertreibt die Müdigkeit.Dabei ist er Effekt nur leicht und in keiner Weise vergleichbar mit stärkeren Drogen. Betel gilt in ganz Südostasien und Indien als Genussmittel und nicht als Rauschmittel.
Zusammensetzung eines Betelbissens
Das Betelpfefferblatt ( Bai plu)
Das Betelblatt stammt vom Betelpfeffer (piper betle linnaeus), nicht von der Betelnusspalme. Es ist ein Pfeffergewächs, eine tropische Kletterpflanze, die in der selben Region gezogen wird, in denen auch die Betelpalme wächst.
Die für den Priem genutzten Blätter haben einen hohen Gehalt an Eugenol (auch in Gewürznelken enthalten), so dass sie beim Zerreiben intensiv nach Gewürznelken duften und ähnlich schmecken. Für ihre Verwendung müssen sie möglichst frisch sein. Das Betelpfefferblatt schmeckt erfrischend aromatisch und wirkt durch das ätherische Öl schwach lokalanästhetisch und verdauungsfördernd. Durch das enthaltene Eugenol wird ein leicht betäubendes Gefühl im Mund verursacht.
Dose zur Aufbewahrung von Betelpfefferblättern, Chiang Mai
Gelöschter Kalk (Limonenpaste aus Muschelkalk)
Gelöschter Kalk, Ca(OH)2, dient der Freisetzung der in der Betelnuss enthaltenen Alkaloide aus ihrer Bindung an Gerbstoffe. Es wird das euphorisierende Arecaidin produziert. Der basische Kalk ist gesundheitlich bedenklich, denn er greift das Zahnfleisch an, weil er durch Wasseraufnahme im Mund in das ätzende Kalziumhydroxid übergeht und schwere chronische Entzündungen an Mundschleimhaut und Zahnfleisch verursacht.
Betelnuss (geviertelt, in Sonne getrocknet, "Tahb Mahk")
Sie liefert die Alkaloide. Für die Psychosimulation sind das Arecaidin und das Guvacin bedeutungsvoll, die beim Kauen mit dem alkalischen Kalk sehr rasch aus dem Arecolin und Guvacolin entstehen.
Das Betelkauen
Auf fast allen asiatischen Märkten sind fertige Betelbissen in verschiedenen Geschmacksrichtungen zu erhalten.
Will man sie selbst zubereiten, so nimmt man ein Stück geviertelte, unreife, getrocknete oder auch frische Betelnuss und wickelt dieses in ein mit Kalkpaste bestrichenes Betelpfefferblatt ein um dieses dann kräftig durchzukauen.
Da der Betelbissen durch die Alkaloide recht bitter schmeckt, werden in Asien häufig Gewürze wie Anis, Kardamon, Nelken, Ingwer, Zimt, Muskatnuss oder auch Süßholz- oder Kokosraspel zur Geschmacksverbesserung oder Verdauungsförderung beigemengt. Aber auch weitere Stimulantien sind möglich z.B. Kautabak oder auch zuvor in Alkohol eingelegter Tabak.
Im Laufe der Jahrtausende haben sich Gerätschaften entwickelt, die zur Herstellung von Betelbissen nützlich sind. Insbesondere Gefäße zur Aufbewahrung der Kalkpaste, Aufbewahrungsdosen für die Betelnüsse und Betelpfefferblätter und wunderschöne Betelnussscheren zum Zerstückeln der Betelnüsse.
Insbesondere in Thailand, Kambodscha und Laos existieren Betelnussgarnituren
(Chien Mahk), die noch heute in fast jedem thailändischen Haushalt zu finden sind, zumeist jedoch nur noch als Dekorationsgegenstand.